24.08.2022

Die Bedeutung der größten deutschen Auskunftei Schufa für den heimischen Kreditsektor ganz im Grunde kaum hoch genug eingestuft werden. Denn die Erkenntnisse des Wiesbadener Bonitäts-Experten entscheiden maßgeblich über die Entscheidung, wenn Verbraucher oder Firmen Darlehen beantragen, Mietverträge abschließen möchten oder nach einem neuen Internetanbieter suchen. Wie wichtig die Schufa ist, zeigt sich aktuell einmal an der Entscheidung der Sparkassen im Land, ihren Anteil an der Auskunftei nochmals zu erhöhen. Zuvor hatten bereits die Volksbanken und Raiffeisenbanken ihrerseits im Rahmen des Erwerbsverfahrens im Juni 2022 von ihrem Recht zum sogenannten Vorerwerb Gebrauch gemacht. Die Sparkassen und VR-Banken haben mit ihren Entscheidungen unter anderem auf die Gefahr reagiert, dass der schwedische Konzern EQT seinen Einfluss auf die Schufa weiter ausbauen kann.

Sparkasse

Volks- und Raiffeisenbanken waren bereits im Juni aktiv geworden

Im Juni hieß es vonseiten der genossenschaftlichen VR-Finanzgruppe, das besagte Erwerbsverfahren zur Struktur der Beteiligungen an der Schufa sei in „eine entscheidende Phase eingetreten“. Im Schulterschluss mit ihren Bestandsaktionären hatten die Gruppe eine Aufstockung ihrer Schufa-Beteiligung von vormals 20,5 Prozent auf jetzt 27,2 Prozent erreicht. Die Sparkassen, so besagen es Meldungen verschiedener Quellen wie etwa dem renommierten „Handelsblatt“, dass die Sparkassen diesem Vorbild nacheifern. Die Anteile der Sparkassen steigen aktuell um etwa ein Prozent auf 27,3 Prozent. Damit ist die bedeutende Wirtschaftsauskunftei also weitgehend fest in der Hand deutscher Banken.

Schwedischer Investor wollte sich die Mehrheit an der Schufa sichern

Ein wesentlicher Ausgangspunkt für den Ausbau der Beteiligungen war die Ankündigung des Finanzinvestors EQT im vergangenen Herbst. Der Investor hatte nicht nur bekannt gegeben, einen zehnprozentigen Anteil an der Schufa vom französischen Globalplayer Société Générale übernehmen zu wollen. Vielmehr hieß es gar, EQT wolle die Schufa gar vollständig übernehmen. Zu diesem Zweck plante die Gesellschaft weitere Ankaufsprogramme über den Erwerb der Société Générale-Anteile hinaus, um die Vormachtstellung zu erreichen. Das Vorhaben stieß bei den deutschen Genossenschaftsbanken und Sparkassen wie erwartet nicht auf Zuspruch. Aus diesem Grund machten die Institute von ihrem gesetzlich verankerten Vorkaufsrecht bei verfügbare Anteilspakete Gebrauch. Die Entscheidung ist nur allzu nachvollziehbar.

Schließlich sammelt die in Wiesbaden ansässige Auskunftei nach eigener Aussagen vorrangig Daten zu deutschen Verbrauchern und Unternehmen und ihrer Kreditwürdigkeit. Über mehr als 1,1 Milliarden Informationen, so die Schufa, verfügt der Dienstleister derzeit.

Verbände wollen den Standort Deutschland der Schufa stärken

Gemeint sind hier rund 6,25 Millionen Unternehmen, vor allem aber gut 68 Personen. Auch wirtschaftlich sind Beteiligungen interessant. So verzeichnete die Schufa laut ihrem Geschäftsbericht für das Jahr 2021 einen Umsatz von fast 249 Millionen Euro. Die Bedeutung der Schufa wird deutlich, schaut man sich die Kundendaten der Sparkassen und Genossenschaftsbanken an. Während bei VR-Banken circa 27 Millionen Girokonten geführt werden, liegt die Zahl bei den Sparkassen sogar bei gut 36 Millionen. Neben dem Bundesverband der Deutschen Volksbanken und Raiffeisenbanken (BVR), dem Deutschen Sparkassen- und Giroverbandes (DSGV) und EQT sind auch andere Konzerne wie die Deutsche Bank, die Commerzbank sowie eine ganze Reihe von Handelsgesellschaften Anteilseigner der Auskunftei. Für den BVR steht fest: Die Aufstockung der Beteiligung ist ein klares Bekenntnis im Sinne des „Wirtschaftsstandorts Deutschland“.

BVR-Vorstandsmitglied Daniel Quinten verwies bereits im Frühsommer auf die „große strategische Bedeutung“ der Schufa. Die Sparkassen unterstreichen eben diese Einschätzung mit ihrer richtungweisenden Entscheidung.

Vorkaufsrecht der deutschen Finanzverbände bremst EQT-Pläne aus

Sowohl für den Sparkassen- als auch den Genossenschaftsbanken-Verband ist es wichtig zu betonen, dass die Schufa bei Banken und Handelsunternehmen großes Vertrauen genießt. Zugleich sei die Akzeptanz gegenüber der Auskunftei hoch. Auch und gerade übrigens bei Verbrauchern. Der Großinvestor EQT aus Schweden hatte es sich seinerseits zur Aufgabe gemacht, das bisher nicht genutzte Potenzial für Wachstum und Innovationen des Unternehmens Schufa zu erschließen. Vor diesem Hintergrund wollte in Stockholmer Investmentgruppe EQT Partners AB ihr Engagement als „bedeutender Minderheitsaktionär“ an der Schufa verstärken. Diesem Ziel haben die VR-Banken und Sparkassen durch die Übernahme der Mehrheit nun sprichwörtlich einen Riegel vorgeschoben, um die Möglichkeiten zur Einflussnahme weiterhin vor allem in Deutschland zu halten.

Abstand zwischen Sparkassen und VR-Banken deutlich gesunken

Zwar erreichten die Genossenschaftsbanken und Sparkassen durch die Aufstockung ihrer Anteile tatsächlich eine deutliche gemeinsame Mehrheit. Richtig aber ist ebenfalls, dass sich die Beteiligungen beider Finanzverbände insgesamt spürbar verschoben haben. So halten die deutschen Sparkassen jetzt nur noch 0,1 Prozent mehr Anteile am Bonitätsdienstleister als die Genossenschaftsbanken. Das eigentliche Ziel, nämlich das Verhindern einer Mehrheitsbeteiligung des Finanzinvestors EQT mit entsprechenden Folgen für Kontrollmechanismen innerhalb der Schufa, haben die Verbände durch ihre Aufstockungen wie geplant erreicht. Das Vorkaufsrecht für die Anteile der Großbank aus Frankreich haben die Verbände immerhin anteilig ausgeübt. Nach Angaben des Handelsblatts plant die Sparkassen zumindest derzeit keine Anteilskäufe in vergleichbarer Höhe wie die deutschen Genossenschaftsbanken. Übrigens: Nicht nur der Sparkassenverband gehört zu den Anteilseignern der Schufa. Es auch einige regionale Verbände sowie einzelne Sparkasse, die Anteile an der Schufa halten.